Lassen Sie uns ein kurzes Gedankenspiel machen: Welche Seite in dieser Situation kommt Ihnen bekannt vor?

Das kann doch nicht wahr sein.” Der Risikocontroller Manuel Schulz ist außer sich. Er testet gerade die neuen Risikokennzahlen, wobei: Testen kann man das wirklich nicht nennen. Das Gesamtexposure weicht um über 100% von den Soll-Werten ab! Was machen die denn den ganzen Tag in der IT? Da gibt es professionelle Tester, aber schon wieder hat sich keiner die Daten angeschaut, bevor sie in den Test-System geladen wurden. Wie sollen denn unter diesen Voraussetzungen die Exporsures stimmen bis Ende der Woche?

“Wir hätten die Risikokennzahlen testen sollen? Wann verstehen die im Fachbereich endlich, dass wir keinen Zugriff auf Produktionsdaten haben, und solange uns keiner ein repräsentives Testportfolio definiert hat, können wir da gar nichts tun. Unter den aktuellen Bedingungen kann nur der Fachbereich testen.” Herr Reinert, der IT-Teamleiter für Risikokennzahlsysteme fragt sich, wie oft er es dem Fachbereich noch erklären soll.

Der Fachbereich ist eigentlich gar nicht mehr überrascht, dass die Daten nicht stimmen, das ist nur ein Beispiel für ein wichtiges Thema in IT-Projekten, bei dem eine intensive Zusammenarbeit zwischen der IT und dem Fachbereich notwendig ist, aber häufig nicht erfolgt. Wie so viele andere Eigenheiten ist auch das historisch gewachsen. Und die IT? Die hat die Hoffnung auch schon aufgegeben, dass sich beim Fachbereich einmal etwas ändert.

Wie so oft, ist die Frustration auf beiden Seiten groß, aber woran liegt das?

Um das Problem zu lösen, müssen wir die drei entscheidenden Ebenen analysieren: die organisatorische, die technologische und die kulturelle:

Ebene 1 – Die organisatorische Ebene

Es herrscht ein komplett unterschiedliches Verständnis darüber, wer für den Test der neuen Risikokennzahlen zuständig ist. Jeder ist der Meinung, dass der andere den Test hauptverantwortlich durchführen müsste. Solange dieses Grundproblem nicht gelöst wird – also solange kein gemeinsames Verständnis der Zuständigkeiten herrscht – sondern mit verschiedenen Strategien versucht wird, die Gegenseite zu “motivieren”, wird sich an dem Problem nichts ändern. Ein gemeinsames Verständnis kann – mit der richtigen Vorbereitung – innerhalb von wenigen Tagen hergestellt werden.

Ebene 2 – Die technologische Ebene

Für Testmanagement gibt es viele Softwarepakete. In vielen – auch großen – Banken, wird hierfür keine eigene Software verwendet. In immer mehr Finanzinstitutionen beginnt die IT jedoch damit, auch hierfür Software einzusetzen. Ein Problem hierbei ist leider wieder: Meistens ist die Software nicht auf die Bedürfnisse von IT und Fachbereich ausgelegt, sondern z.B. nur auf die der IT. Oder in manchen Fällen gibt es noch ein großes Verbesserungspotenzial: Häufig sind die Testprozesse nicht standardisiert. Holt man dies nach, also optimiert und automatisiert man die Testprozesse, so kann man damit die Tests deutlich beschleunigen.

Ebene 3 – Die kulturelle Ebene

Zusätzlich zu den oben genannten Themen spielen auch die Werte und die Kultur eine entscheidende Rolle in IT-Projekten. In vielen IT-Abteilungen arbeiten Mitarbeiter, für die die Einhaltung gewisser Regeln und Standards von großer Bedeutung ist. Diese Werte sind hier wichtig, da sie für den Betrieb und die Weiterentwicklung von IT-Systemen sehr hilfreich sind. In vielen anderen Abteilungen von Banken und vor allem im Management stellen z.B. Erfolg und das Erreichen von Zielen etc. einen größeren Wert dar. Diese Werte prägen die Interaktion. Um große Konflikte zu vermeiden, ist es oft hilfreich bei der Kommunikation die Werte des Gegenübers zu berücksichtigen. Maßnahmen in diesem Bereich beginnen häufig mit zielgerichteten Seminaren für IT-Kommunikation oder dem Einsatz von geschulten Spezialisten. Wir haben Experten, die genau auf diese Art der Zusammenarbeit in Projekten mit der IT spezialisiert sind.

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